Winterstarre ist der Zustand, in den wechselwarme Tiere verfallen, sobald die Temperatur eine bestimmte Grenze erreichen. Schildkröten beginnen i.d.R. ab 5 bis 7 Grad in die Winterstarre zu fallen. Bis runter auf 3 Grad ist dann für viele Arten bereits das tolerierte Minimum erreicht, wo eine Winterstarre gesundheitlich unbedenklich verläuft. Fast alle europäischen Landschildkröten müssen jährlich Winterstarre machen!

Im Gegensatz zum Winterschlaf, können sich Schildkröten nicht vor der Winterstarre verweigern. Diese setzt ein, wenn die Temperaturen es verursachen. Der Winterschlaf dagegen ist ein chronobiologischer Vorgang und auch im Ablauf nicht ansatzweise mit der Winterstarre (auch Kältestarre genannt) vergleichbar. Schildkröten können die Winterstarre erst mit steigenden Temperaturen beenden. Sinken die Temperaturen zu tief, haben die Tiere keine Chance zur Flucht, sondern erfrieren.

Winterstarre bei Europäischen Landschildkröten
  • Geier, Thorsten (Autor)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ohne Altersbeschränkung

Themen rund um die Winterstarre

Wir haben die Winterstarre für Schildkröten bereits in vielen Themen und Perspektiven beleuchtet. Wenn du mehr erfahren möchtest, kannst du nachfolgende Themen im Detail nachlesen. Bitte nimm die Winterstarre ernst, da sie – wenn sie auf deine Schildkrötenart zutrifft – ein wichtiger Teil des Lebens der Schildkröte ist.

Schildkröten Winterstarre
Schildkröten starren ab dem ersten Winter
Es vergeht kein Winter ohne eine Winterstarre. Frisch geschlüpfte Schildkröten erblicken das Licht der Welt gerade rechtzeitig, um sich dann auf die Kältestarre einzustellen. Sie wird einsetzen und spätestens im November sind auch die Jungtiere vergraben.
Schildkröten ohne Winterstarre
Was passiert ohne Winterstarre?
Keine Winterstarre bedeutet, kein artgerechtes Leben führen zu können. Ohne Winterstarre kommt es oft zu Verfettung, Dampfaufzucht und in Folge dann Organschäden. Die Sterberate bei Schildkröten ohne Winterstarre ist in den ersten Jahren erheblich höher.
Angst vor der Winterstarre
Angst vor der Winterstarre?
Die erste Winterstarre ist eine mulmige Sache. Jeder sagt es muss sein. Alle stellen es hochkomplex dar. Die Unsicherheit ist groß. Aber Angst? Ja, die darf man haben. Und trotzdem muss die Winterstarre jedem Tier erlaubt sein. Wir haben das Thema näher beleuchtet.
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Marokkanische Landschildkröte: keine Winterstarre
Die Marokkanische Landschildkröte ist eine der wenigen Arten in unseren Breitengraden, die tatsächlich keine Winterstarre machen. Dazu ist es im Herkunftsland im Winter zu mild. Sie würden bei uns zwar in die Starre verfallen, es wäre aber nicht richtig.

Fragen rund um die Winterstarre

Was passiert bei der Winterstarre?

Der Herzschlag der Schildkröte sinkt drastisch ab. Es kommt zu etwa 2 Atemzügen pro Minute. Verdauungsprozess wird vollständig eingestellt und zu Ausscheidungen kommt es ebenfalls nicht mehr. Deshalb ist es wichtig, die Winterstarre für Schildkröten sensibel durchzuführen, damit die Tiere nicht vollgefressen in die Starre gehen. Während der Winterstarre hat die Schildkröte keinerlei Möglichkeit sich zu bewegen.

Muss jede Schildkröte Winterstarre machen?

Nein, nicht alle Schildkröten machen Winterstarre. Die Winterstarre betrifft nur Landschildkröten und Wasserschildkröten, die auch in ihrem Herkunftsland eine Starre durchleben. Das passiert nur dann, wenn die Temperaturen im Winter die untere Toleranzgrenze erreichen. Meistens gehen Schildkröten ab 8 °C in die Winterstarre über. Zwischen 6 °C bis 4 °C ist für viele Arten eine komfortable Zone.

Wie lange dauert die Winterstarre?

Das hängt von der Temperatur ab. Viele Jahre gehen Schildkröten ab Ende November in die Winterstarre und beenden diese erst im Mai, wenn auch die letzten Nächte keinen Frost mehr bieten. 5 Monate sind ein guter Richtwert für die Winterstarre im Freigehege. Im Kühlschrank oder Keller kann die Dauer variieren, weil die Tiere dann weniger von der Außentemperatur in der Natur abhängig sind, sondern die Starre künstlich gepflegt wird.

Sterben Schildkröten in der Winterstarre?

Das Risiko besteht. Schildkröten können aus verschiedenen Gründen in der Winterstarre sterben. Zum Beispiel wenn sie vorher bereits erkrankt sind und das Immunsystem geschwächt ist. Auch eine fehlende Vorbereitung kann dazu führen. Etwa wenn Schildkröten vorher unnatürlich warm im Frühbeet oder Gewächshaus auf hohen Temperaturen gehalten und normal ernährt wurden, aber dann plötzlich ohne Übergang in die Winterstarre sollen. Vorm Sterben ist niemand geschützt. Doch eine natürliche Saison inkl. der Übergänge in und aus der Kältestarre, sowie ein Nahrungsangebot entsprechend der Jahreszeit, reduziert das Risiko enorm. Und erkrankte Schildkröten sollten keine Winterstarre machen.

2 Kommentare

  1. Hallo,
    ich habe von einer Züchterin 4 frisch geschlüpfte Griechische Landschildkröten gekauft. Sie hat gesagt ich sollte sie den ersten Winter nicht schlafen lassen. Es wäre dann das Risiko geringer. Habe mir eine 70 Watt Lampe gekauft, wie lange soll die am Tag brennen?
    Als Futter habe ich Heu gemacht (Klee, Gras, Löwenzahn usw.) .

    • Hallo Johann,

      optimal ist es nicht, wenn die Jungtiere keine Winterstarre machen. Kennst du den Hintergrund warum die Züchterin dir dazu rät, den Winter die Tiere ohne Starre zu halten?

      Ich würde die Sonnenstunden im Dezember und Januar in jedem Fall auf maximal 4 Stunden pro Tag reduzieren. Im November können es noch ein paar mehr sein. Ab Februar kannst du es langsam bis April / Mai wieder steigern. Danach sollten sie ja sowieso im Freigehege die echte Sonne genießen und von Wärmelampen nur noch unterstützt werden.

      Wünsche dir viel Freude mit deinen neuen Schildkröten. 🙂

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